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24. Januar 2022 - Know-how

Die finanzielle Situation des Unternehmens richtig analysieren und beurteilen

Fehlt Ihnen ein genaues Bild über die finanziellen Eckpunkte Ihres Unternehmens? Mit Hilfe der Jahresabschlussanalyse erhalten Sie einen besseren Einblick in die tatsächliche wirtschaftliche und finanzielle Lage. Langfristiger Erfolg setzt voraus, dass Sie die wichtigen Kennzahlen kennen und richtig interpretieren. Für die zielorientierte Unternehmensführung gilt deshalb der Leitsatz: Nur wer ausreichend über sein Unternehmen informiert ist, kann Risiken frühzeitig erkennen und Chancen rechtzeitig nutzen.

Solide finanzielle Eckwerte sind essenziell und zählen zusammen mit der Marktstellung, der Innovationsleistung und der Attraktivität für Mitarbeitende zu den zentralen Grössen jedes Betriebs. Zu den Instrumenten der finanziellen Unternehmensführung gehören verschiedene Kennzahlen, von denen ein paar der wichtigsten nachstehend kurz erläutert werden sollen. Grundlage dafür bilden die kaufmännische Buchführung und die Rechnungslegung. Wer ein Unternehmen führt, muss je nach Rechtsform der Gesellschaft, welche einen Eintrag im Handelsregister bedingt, sowie der Art des Gewerbes zwingend Buchführungs- und Rechnungslegungsvorschriften einhalten. So regelt das liechtensteinische Personen- und Gesellschaftsrecht PGR unter Artikel 1045 die Rechnungslegungspflicht für bestimmte juristische Personen. In der Schweiz ist diese Pflicht unter Artikel 957ff. des Schweizerischen Obligationenrechts OR aufgeführt.

 

Die Eckpunkte der Jahresabschlussanalyse

Die wesentlichen Eckpunkte gliedern sich ‒ vereinfachend dargestellt ‒ in die vier Hauptelemente Liquidität, Stabilität, Rentabilität und Resultatverwendung:

  • Liquidität stellt die jederzeitige Zahlungsfähigkeit sicher.
  • Stabilität steht für eine Finanzierungsstruktur, die gewährleistet, dass die Unternehmensinhaber auch gegenüber aussenstehenden Partnern das Sagen haben. Vollständige Stabilität ist dann erreicht, wenn das Unternehmen zu 100% mit Eigenkapital (Grundkapital/Aktienkapital) und den einbehaltenen Gewinnen aus früheren Perioden (Reserven/Rücklagen) finanziert ist.
  • Rentabilität zeigt, in welchem Masse es gelingt, für den geleisteten finanziellen Einsatz eine finanzielle Vergütung (Rendite/Rentabilität) zu erhalten. Als Rentabilität wird eine Verhältniskennzahl verstanden, mittels der eine Gewinngrösse in Prozenten vom Vermögen/Kapital oder vom Umsatz ausgedrückt wird. Rentabilität kann aber auch als Oberbegriff aller gewinnorientierten Betrachtungen verstanden werden. Will ein Unternehmen langfristig überleben und erfolgreich sein, muss es genügend rentabel sein.
  • Resultatverwendung bestimmt, wie das Ergebnis verwendet wird, beispielsweise zur Substanzerhaltung und zur Existenzsicherung des Unternehmens.

Die Krux dieser vier Eckpunkte der Jahresabschlussanalyse liegt in den teilweise vorhandenen Zielkonflikten. So kann man zwar versuchen, möglichst viel der frei verfügbaren Geldmittel ertragsbringend anzulegen, um so die Rentabilität zu erhöhen. Dadurch kann man jedoch in Zahlungsschwierigkeiten geraten, wenn dringende Zahlungen nicht termingerecht möglich sind, weil das Geld angelegt und kurzfristig nicht verfügbar ist. Man kann auch – durch Anwendung des sogenannten Leverage-Effekts – versuchen, sich mit möglichst viel zinsgünstigem Fremdkapital zu finanzieren, um so eine höhere Rentabilität für das Eigenkapital zu generieren. Das wiederum tangiert die Finanzierungsstruktur (Stabilität), weil Fremdkapitalgeber involviert sind und möglicherweise ihren Einfluss geltend machen. Im Rahmen der Resultatverwendung ist zu überlegen, welchen Teil des erwirtschafteten Geldes man im Unternehmen belassen will, um damit die Zukunft zu finanzieren, und welchen Teil man den Eigentümern ausschütten will. Diese Beispiele sollen aufzeigen, dass Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Zielgrössen vorhanden sind und deshalb jeweils eine Gesamtbetrachtung notwendig ist.

Realistische Bewertung ohne stille Reserven

Bevor eine Jahresrechnung mit Bilanz und Erfolgsrechnung ausgewertet werden kann, ist sie um allfällige stille Reserven zu bereinigen. Nur mit den «echten» Zahlen macht es Sinn, entsprechende Auswertungen vorzunehmen.

Kennzahlen als Entscheidungsgrössen

Die Auswertung der erwähnten Eckpunkte dient nicht nur der finanziellen Führung des Unternehmens, sondern auch als Entscheidungsgrundlage für allfällige Kreditgeber, namentlich die Banken, wenn es um die Beurteilung der Kreditwürdigkeit geht. Darüber hinaus interessieren die Kennzahlen beispielsweise auch bei einem Kauf bzw. Verkauf oder einem Zusammenschluss von Unternehmen.

Liquidität

Die Liquidität ist für eine Unternehmung wie Sauerstoff zum Atmen. Fehlt sie nur schon kurzfristig, können laufende Verpflichtungen wie Lieferantenrechnungen und Betriebskosten, aber auch die Gehälter der Mitarbeitenden nicht mehr zeitgerecht beglichen werden. Fristen spielen somit bei der Beurteilung der Liquiditätssituation eines Unternehmens eine grosse Rolle. Kurzfristig muss sichergestellt sein, dass die flüssigen Mittel (Kasse, Post- und Bankkonto) sowie die kurzfristig zu erwartenden Zahlungseingänge genügen, um die im ungefähr gleichen Zeitraum fällig werdenden Verbindlichkeiten erfüllen zu können. Kann ein Unternehmen bei fehlenden Mitteln keine zusätzlichen Gelder auftreiben, droht relativ schnell die Insolvenz. Mittel- bis langfristig stellt sich auch die Frage, ob das Unternehmen in der Lage sein wird, die für sein erfolgreiches Fortkommen notwendigen Investitionen zu tätigen. Die Sicherstellung der erforderlichen Liquidität ist für jedes Unternehmen von grösster Bedeutung.

Bei der Beurteilung der Liquiditätssituation geht es im Grundsatz um die Frage, ob die Fristenkongruenz gewahrt ist. Dazu wird gefragt, ob den zu begleichenden Schulden (kurzfristiges Fremdkapital) auf der Vermögensseite genügend liquide Mittel sowie Positionen gegenüberstehen, die im gleichen Zeitraum zu Geldrückflüssen führen. Zu diesem Zweck werden üblicherweise drei Relationen gebildet, die zu Liquiditätskennzahlen führen. Es wird zwischen den Liquiditätsgraden I bis III unterschieden:

Liquiditätsgrad I

Beim Liquiditätsgrad I (Acid Test oder Barliquidität) werden die flüssigen Mittel dem kurzfristigen Fremdkapital gegenübergestellt.

Liquiditätsgrad II

Beim Liquiditätsgrad II (Quick Ratio) werden die flüssigen Mittel und die Forderungen dem kurzfristigen Fremdkapital gegenübergestellt. Die hier erforderliche Mindestquote beträgt 100%.

Liquiditätsgrad III

Beim Liquiditätsgrad III (Current Ratio) stellt man das ganze Umlaufvermögen dem kurzfristigen Fremdkapital gegenüber. Ideal ist hier eine Quote von mindestens 200%.

Auf der mittel- bis langfristigen Zeitachse muss überdies sichergestellt sein, dass zusätzlich zu den laufenden Verbindlichkeiten auch allfällige Investitionen beglichen werden können.

 

Langfristiger Erfolg bedeutet unter anderem, die Liquidität so zu planen, dass das wirtschaftliche Überleben der Unternehmung nicht nur kurz- sondern auch langfristig gesichert wird. Viele Unternehmer handeln intuitiv und damit meistens auch richtig, trotzdem ist es wichtig, die Liquidität in regelmässigen kurzen Abständen zu überprüfen.

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Langfristiger Erfolg bedeutet unter anderem, die Liquidität so zu planen, dass das wirtschaftliche Überleben der Unternehmung nicht nur kurz- sondern auch langfristig gesichert wird. Viele Unternehmer handeln intuitiv und damit meistens auch richtig, trotzdem ist es wichtig, die Liquidität in regelmässigen kurzen Abständen zu überprüfen.

Von:
Andreas Brotzer
Geschäftsführer
First Accounting Establishment

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